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St. Coloman - Schloss Neuschwanstein - Schloss Hohenschwangau

Text und Bilder: Tourist Information Schwangau - Münchener Straße 2 - D-87645 Schwangau
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Colomansfest und Colomansritt:

Nordöstlich von Schwangau neben der Straße nach Hohenschwangau steht im Schatten einiger alter Bäume auf freiem Feld die Kirche St. Coloman. Die Schwangauer Berge mit den berühmten bayerischen Königsschlössern bilden dazu eine großartige Kulisse.

Der Patron der Kirche, der heilige Coloman, ein irischer Pilger, wird zum Teil als Königssohn dargestellt. Im Jahre 1012 unternahm er eine Pilgerreise ins Heilige Land, die ihn auch durch unsere Gegend geführt hat. Nach örtlicher Tradition hat er an dem alten Brunnen bei St. Coloman gerastet und dann seinen Weg auf der Alpennordseite Richtung Osten fortgesetzt.
In Stockerau bei Wien geriet er im mährischen Grenzland in einen Hinterhalt. Wegen seiner Kleidung und fremdländischen Sprache vermutete man in ihm einen böhmischen oder ungarischen Spion. Er wurde, um ein Geständnis aus ihm zu erpressen, grausam gefoltert.

Coloman bekannte sich als "pauper Christi", der so auf seinem Pilgerweg dahinwandere. (Im 11./12. Jh. haben sich meist Eremiten als "pauper Christi" bezeichnet, als Arme im Sinn des Evangeliums.). Man glaubte dem frommen Pilger nicht und erhängte ihn an einem Holunderbaum. Das soll am 17.07.1012 gewesen sein. An seiner Leiche und an seinem Grab ereigneten sich verschiedene Wunder, so dass sehr schnell die Unschuld des Erhängten offensichtlich wurde. Der Landesherr, Markgraf Heinrich I., verfügte 2 Jahre später die Überführung seiner Gebeine nach Melk, wo sie am 13.10.1014 beigesetzt wurden. Auf dieses Datum bezieht sich der Kalendertag des Colomansfestes. Bischof Thietmar v. Merseburg (1009-1018) – mit dem Melker Landesherrn verschwägert – berichtet in seiner zeitgleichen Chronik über diese Vorkommnisse. Auch andere Quellen bestätigen seine Angaben.

Dort ist er in der heutigen Stiftskirche am linken Seitenaltar beigesetzt. Eine förmliche Heiligsprechung verfügte Papst Innozenz IV. im Jahre 1245. In Europa und USA bestehen derzeit rund 65 Colomans-Patrozinien, davon 39 in Bayern.

Coloman wurde Landespatron von Österreich. Wann die Colomanverehrung in Schwangau ihren Anfang nahm, ist geschichtlich nicht verbürgt. Man darf aber davon ausgehen, dass während der schlimmen europäischen Pestjahre von 1347-1352 am Platz der Wallfahrtskirche ein Pestfriedhof entstand. Dazu wurde bald eine erste Colomanskapelle gebaut. Der im Jahr 1429 vom Augsburger Weihbischof Albert ausgestellte Ablassbrief belegt für damals bereits eine rege Wallfahrtstätigkeit. Für das Jahr 1495 ist die Weihe eines Colomankirchleins mit 3 Altären verbürgt, auf denen bereits die Pestpatrone wie in der heutigen Kirche zu finden sind. Von dieser Kirche gibt es eine Abbildung auf dem rechten Seitenaltar in St. Georg. Kaiser Karl V. hat Schwangau zum Colomansfest 1552 einen Marktrechtsbrief ausgestellt. Das lässt darauf schliessen, dass die Wallfahrt in der Mitte des 16. Jahrhunderts eine erste Blüte erlebte.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurden 1633 und 1635 über 300 Pesttote bei St. Coloman bestattet. Pfarrer Johann Lieb von Waltenhofen (1664-84) ließ Pläne fertigen und bat 1672 die Churfürstliche Regierung zu München um Baugenehmigung mit dem Hinweis, daß infolge reichlicher Opfer der Wallfahrer aus dem In- und Ausland bereits 10 000 Gulden Kapital vorhanden seien. Alsbald nach der Münchener Genehmigung (18. Januar 1673) wurde mit der Ausführung begonnen. Neben Pfarrer Lieb hatten die Leitung der Edle Ritter und Gestrenge Peter Franz Mörman von Schönberg (Pflegerichter von Hohenschwangau), Herr Adam Schmid (Richter und Gerichtsschreiber von Niederhofen) und die beiden Kirchenpfleger Georg Mayr aus Schwangau und Hans Schwarz aus Mühlberg. In der Hauptsache waren es einheimische Handwerker, die am Bau beschäftigt waren. Die kirchliche Weihe erfolgte durch Weihbischof Johann v. Eglof am 09.05.1685. Im Jahre 1720 schenkte der Abt des Klosters in Melk der hiesigen Wallfahrtskirche eine originale Reliquie des Hl. Coloman.

Der Entwurf stammte von dem jungen Wessobrunner Baumeister und Stukkateur Johann Schmuzer, der hier nach Ilgen die zweite Kirche seines Lebens errichtete. Maurermeister war Hieronymus Vogler aus Füssen, Zimmermeister Matthias Wagner aus Schwangau, Schmiedemeister Georg Knestele aus Berghof und Schreinermeister Georg Fischer aus Brunnen. Bei der Ausschmückung waren zwei Schwager des Baumeisters beschäftigt, Bildhauer Johann Pölland und Maler Bartholomäus Bernhard, beide aus Wessobrunn.

Das neue Langhaus war 1678 vollendet. Der ehemals gotische Altarraum war nun zur Sakristei geworden, das frühere Schiff zum neuen Chor (die heutigen Chorstufen entsprechen dem Eingangstor der gotischen Vorgängerkapelle). 1682 folgte die Erbauung des Turms samt Zwiebelhaube, 1684 die Mauer rings um den Pestfriedhof (er nahm noch Kriegstote von 1700-14 und 1809 auf und wurde erst dann geschlossen). Weihbischof Eu-stach Egolf von Westernach aus Augsburg weihte am Vormittag des 9. Mai 1685 die neue Kirche und firmte dabei 676 Personen, um nachmittags in Füssen noch die Kirche „Unserer lieben Frau am Berg" einzuweihen, die ebenfalls Johann Schmuzer geplant und stukkiert hatte.

Ungefähr von 1718 bis 1809 war an die Friedhofsmauer eine Klause angebaut, in der ein Eremit als Hüter des Gotteshauses wohnte. Da das Fassungsvermögen der neuen Kirche wieder nicht reichte, wurde 1711 ein Chorgestühl aufgestellt, 1714 ein Vorzeichen angebaut und 1730 eine Empore eingezogen. Die 1825 von Josef Pröbstl aus Füssen in die Pfarrkirche Waltenho-fen gelieferte Orgel wurde 1855 nach St. Coloman umgesetzt.

Mit dem Colomansfest, das jedes Jahr am 2. Oktobersonntag gefeiert wird, verbindet sich die wohl bis in 16. Jh. zurückreichende Tradition des Pferdeumritts. Mehr als 200 prächtig herausgeputzte Pferde - meistes von Trachtenträgern geritten - nehmen teil. Ab 8.00 Uhr sammeln sich die Reiter am Ortsrand von Schwangau vor der Kulisse der Königsschlösser. Um 9.30 Uhr formiert sich am Rathaus der Reiterzug, angeführt von der heimischen Musikkapelle, zur Kirche St. Coloman. Bei günstiger Witterung feiert der Pfarrer von Waltenhofen / Schwangau die Hl. Messe mit allen Reitern und Besuchern im Freien. Am Ende erfolgt mit der Colomansreliquie die feierliche Pferdebenediktion und der Umritt, den die Geistlichkeit und die Ehrengäste in geschmückten Kutschen mit vollziehen.

In der gemeinsamen Bitte um Gesundheit für Mensch, Tier und Natur wird eine lebendige Verbindung zum Bildprogramm der Wallfahrtskirche mit ihren verschiedenen Gesundheitspatronen hergestellt. – Den Festzug begleiten 2 Musikkapellen zurück nach Schwangau. Bei der Colomanskirche stehen Verkaufsbuden bereit mit Getränken, Brezen und Würstchen, um nach guter alter Tradition bayerische Gemütlichkeit zu pflegen.

Baubeschreibung

Der eingezogene Chor zu zwei Jochen mißt 10m Länge und 5,5 m Breite; das Langhaus mit fünf Jochen ist 20 m lang und fast 10 m breit unter einer Stichkappentonne. Als Meister überragt Johann Schmuzer: Von ihm stammen der Bauplan, der jugendfrischbarocke, ungemein schmuckvolle Stuck mit Fruchtgehängen, Engelsköpfen, Muscheln usw., schließlich alle drei Altäre mit ihren roten Stuckmarmorsäulen.

Die geschnitzten Sakristeitüren beiderseits des Choraltars wurden 1733 von Josef Obermüller aus Füssen farbig gefaßt. Die Kanzel mit ihren Intarsien und die Kirchenbänke sind Arbeiten von Fischer, der 1688-91 auch das Sakristeischrankwerk fertigte.

Die neue Barockkirche bewahrt noch viele Erinnerungen an ihre gotische Vorgängerin. Wohl von deren Hauptaltar stammen die auf 1510 datierten und dem Bildschnitzer Hans Kels d. Ä. zugeschriebenen drei Figuren an der Südostwand (hl. Coloman, Muttergottes und hl. Appolo-nia), eine weihnachtliche Hirtenszene auf dem linken Chorgestühl und die beiden Flügelreliefs (Mariae Verkündigung, Christi Geburt) in der Sakristei.

Das Monstranzl auf dem rechten Seitenaltar enthält eine Reliquie des hl. Coloman, die der Abt von Melk 1720 hierher gestiftet hat. Etwa aus derselben Zeit stammen die Figuren auf dem linken Seitenaltar (nach Kirchenraub 1970 allerdings teilweise nachgeschnitzt), ferner die neun, von wallfahrenden Pfarreien gestifteten Bilder über das Leben und Sterben des Kirchenpatrons. Bemerkenswert sind schließlich noch mehrere Votivbilder und die
Ecce-homo-Gruppe an der Rückwand.

In der Gesamterscheinung bietet St. Coloman das unverfälschte Bild einer Wallfahrtskirche aus den ersten Jahrzehnten des bayerischen Barocks. Ihre stilrein erhaltene Einrichtung und Ausstattung von Wessobrunner und einheimischen Künstlern machen neben ihrer Lage am Fuße der Schwangauer Berge den besonderen Reiz dieser Kirche aus. Jährlich am Sonntag vor dem 13. Oktober finden hier Festgottesdienst, Segnung der Pferde und anschließender Umritt statt.

Folgende direkte Links sind möglich:

St.Coloman (allgäu ausflüge)

König Ludwig
Aktuelle Webcams von St.Coloman und Schwangau
Gemeinde Schwangau (Übersicht über die Gemeinde)
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